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Mittwoch, 20 September 2023 16:01

Gefahrgutübung bei Frenzelit GmbH

Am Samstagnachmittag den 16.09.23 fand unsere diesjährige Gefahrgutübung auf dem Firmengelände der Frenzelit GmbH in Frankenhammer statt.

Erstmals wurde der Gefahrgutzug, bestehend aus den Feuerwehren Bad Berneck, Escherlich, Goldkronach und Nemmersdorf, bei der Dekontamination der eingesetzten Kräfte durch die Feuerwehr Creußen unterstützt. An der Übung nahmen ca. 70 aktive Feuerwehrfrauen und -männer teil – eine Größenordnung, welche bei einem derartigen Ernstfall bei Weitem nicht ausreichen würde.

Zu Beginn der Übung waren uns lediglich folgende Einsatzstichwörter bekannt: „Austritt eines giftigen Stoffes, keine Personen mehr im Gebäude“

Vor Ort wurde der betroffene Bereich im Innern eines Produktionsgebäudes anhand des Feuerwehreinsatzplanes lokalisiert und die ersten Maßnahmen eingeleitet: Unter Atemschutz wurde ein erster Erkundungstrupp ins Gebäude geschickt, um den Angriffsweg für die nachfolgenden Trupps im Chemikalienschutzanzug (CSA) zu markieren und Informationen über den ausgetretenen Gefahrstoff zu sammeln.

Parallel hierzu wurde der Einsatzraum geordnet, die Einsatzleitung inkl. Unterstützungspersonal errichtet und der Bereitstellungsraum sowie der Dekon-Platz aufgebaut.

Die Erkundung ergab, dass ein ca. ¾ gefüllter IBC mit Trimethylactyl-Chlorid (UN2438) beschädigt ist und in einem Lagerraum für Chemikalien ausläuft. Dieser Gefahrstoff birgt mehrere Gefahren: er ist brennbar, giftig, ätzend und bildet unsichtbare Dämpfe, welche schwerer sind als Luft und in tiefergelegene Bereiche (wie Keller oder Kanalisation) eindringen könnten.

Nachdem der Dekontaminationsplatz fertig aufgebaut war und die ersten beiden Trupps unter CSA ausgerüstet waren (einer davon als Sicherungstrupp) erfolgten die Maßnahmen wie Auffangen, Abdichten und Umpumpen der Chemikalie durch die CSA-Trupps. Diese Arbeiten in den gasdichten Anzügen sind eine große körperliche Belastung für die eingesetzten Kräfte, sodass bereits außerhalb des direkten Gefahrenbereiches alle möglichen Vorbereitungen durch die restlichen Kräfte durchgeführt werden (teilweise im normalen Schutzanzug außerhalb des Gebäudes, teilweise im Gebäudeinneren durch Atemschutztrupps, welche mit dem Stoff keinen direkten Kontakt haben dürfen).

Eine weitere Aufgabe der Atemschutztrupps im Innern waren Messungen hinsichtlich explosionsfähiger Atmosphäre und Sicherstellen des Brandschutzes mittels dem Rollcontainer „Löschpulver“, da der Stoff im Brandfall nicht mit Wasser gelöscht werden könnte. Der Rollcontainer ist vergleichbar mit einem großen Pulverfeuerlöscher, verfügt aber über 250kg Löschmittel.

Die Arbeiten im CSA sind zeitlich stark begrenzt, da sowohl der Angriffsweg wie auch der Rückzugsweg und die anschließende Dekontamination in den Luftvorrat aus den Atemluftflaschen mit einkalkuliert werden müssen – hierfür werden die eingesetzten Kräfte stets von der Atemschutzüberwachung über Funk begleitet und bzgl. der weiteren Schritte angewiesen.

Nachdem die Trupps das Gefahrgut so weit abgepumpt bzw. umgefüllt hatten, dass kein weiterer Stoff mehr austreten konnte, wurden diese von den Kameraden der Feuerwehr Creußen gesäubert.

Abschließend hätte das Gebäude noch entlüftet werden müssen – darauf wurde aber aufgrund der fortgeschrittenen Zeit verzichtet und diese Maßnahme nur theoretisch besprochen.

Vielen Dank an die Firma Frenzelit GmbH für das Bereitstellen des Geländes und der Produktionshalle sowie die anschließende Brotzeit! Die Möglichkeit unter realen Bedingungen zu üben ist sehr wichtig für uns und bietet bessere Übungsmöglichkeiten als „auf dem freien Feld“.

Ebenso ein großer Dank an KBM Udo Müller, der uns stellvertretend für die Landkreisführung bei der Übung begleitete und sich ein Bild unserer Leistung vor Ort machte.

Und nicht zu vergessen „Danke“ an alle Mitwirkenden für die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Übung an einem schönen Spätsommernachmittag.

 

Randnotiz: der Gefahrgutzug aus Bad Berneck, Escherlich, Goldkronach und Nemmersdorf ist der wohl größte Zusammenschluss einzelner Feuerwehren im Landkreis Bayreuth für die Gefahrenabwehr von gefährlichen Stoffen und Gütern und wird ab dem Einsatzstichwort „ABC2“ überörtlich (d.h. im gesamten nördlichen Landkreis sowie den umliegenden Gebieten) zusammen an die betroffene Einsatzstelle alarmiert und stellt einen wichtigen Eckpfeiler für die Aufgaben der Feuerwehr im Landkreis Bayreuth dar. Um die Schlagkraft der genannten Feuerwehren aufrecht zu halten, finden jährlich 2 bis 3 gemeinsame Übungen im Zusammenhang mit dem Umgang von Gefahrgut statt.

Letzte Änderung am Mittwoch, 20 September 2023 18:46